KlimaAllianz-App macht Klimaschutz im Kreis Soest transparent
Um Klimaschutz effektiv zu betreiben, dürfen die Bedeutung und Auswirkung des Klimawandels nicht zu abstrakt und die Einstiegshürden für Bürger:innen nicht zu hoch sein. Deshalb initiierte der Kreis Soest die Idee der „KlimaAllianz Kreis Soest“ – eine Datenbank, in welcher Bürger:innen, Unternehmen und Institutionen sich und ihr Handeln für den Klimaschutz öffentlich darstellen und so voneinander lernen können.
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Referenz
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23.11.2023
Projekt fokussiert Bewusstseinsbildung für Klimaschutz bei Bürger:innen, Unternehmen und Institutionen im Landkreis Soest (NRW)
WeAreGroup überzeugt dank technischem Konzept und bewältigt komplexe Herausforderungen mit langjähriger Expertise
Browserbasierte Multiplattform-App ist leicht zugänglich und einfach zu nutzen
Hintergrund:
Für den Kreis Soest hat Klimaschutz Priorität: In der Abteilung „Digitales, Klimaschutz, Mobilität und Innovation“ verantwortet das Sachgebiet „Energie und Klima“ gezielt die Umsetzung und Beobachtung des kreiseigenen Klimaschutzkonzepts. Damit verfolgt der Landkreis unter anderem die Intentionen, das Leben in einer klimafreundlichen Region zu ermöglichen und die Lebensqualität durch geringere Energiekosten zu verbessern. Durch seine langjährige Arbeit weiß der Kreis von dem Bedürfnis vieler Bürger:innen und Unternehmensgruppen, einen Beitrag zum Klimaschutz zu leisten, aber auch um die Schwierigkeiten, richtig damit zu beginnen, sich zu informieren oder sich zu vernetzen. Aus dieser Problemstellung heraus formulierte der Landkreis die Idee der KlimaAllianz-App: Anhand der Eingaben der User zu den fünf Themenfeldern tägliche Mobilität, Reisen, Wohnen, Konsum und Ernährung sollte ein individueller CO2-Fußabdruck ermittelt werden, welcher wiederum mit dem Durchschnitt aller User aus derselben Stadt/Gemeinde und auch mit dem des Kreisgebiets verglichen werden kann. Ferner sollte es mit dem Markt der Möglichkeiten Gelegenheit zum Austausch und zur Präsentation der eigenen Klimaschutz-Maßnahmen und -Ideen geben.
Für die Umsetzung der App wurde ein Auftragnehmer gesucht, der in den Bereichen Web-, App- und Datenbankentwicklung sowie Projektmanagement sehr erfahren und technisch versiert ist, um die komplexe Planung und Entwicklung rund um die Anwendung nicht nur zu begleiten, sondern auch zu führen. Gleichzeitig wurde eine hohe Professionalität und Effektivität vorausgesetzt, um das Projekt in regelmäßiger Rücksprache mit dem Auftraggeber zielführend entlang der knappen zeitlichen und monetären Rahmenbedingung fristgerecht abzuschließen. Für eine öffentliche Institution ist die Einhaltung von Datenschutzrichtlinien inkl. der DSGVO während der Beauftragung ebenso vorausgesetzt wie ein offener und transparenter Austausch. Neben der Entwicklung und der Unterstützung in der Koordination war insbesondere die Architektur der Anwendung ein zentraler Faktor für die Auswahl des Partners. In einer öffentlichen Ausschreibung setzten wir uns gegen zahlreiche Mitbewerber durch und erhielten dank unseres vorgelegten technischen Konzepts für die effektive und übersichtliche Entwicklung der App und Website den Zuschlag.
Herausforderungen:
Bereits während der Ausarbeitung des Konzepts für die öffentliche Ausschreibung, wurden die ersten Herausforderungen hinsichtlich komplexer technischer Anforderungen im Projekt klar: Zum einen sollte die Anwendung auf verschiedenen Plattformen (web & mobil) nutzbar sein, zum anderen vielfältige und teils komplizierte Funktionen beinhalten – allem voran den bereits erwähnten individualisierten CO2-Rechner und den gemeinsam nutzbaren Markt der Möglichkeiten. Für beide Bereiche mussten wir drei Faktoren stetig im Blick behalten: Die begrenzte Zeit, das Budget sowie eine leicht verständliche Nutzeroberfläche, welche die Vielzahl der gewünschten Funktionen den breitgefächerten Nutzergruppen verständlich zugänglich macht.
Der Rechner, der den CO2-Fußabdruck eines Users durch verschiedene Variablen ermitteln sollte, wird das Herzstück der Anwendung und muss die Daten ebenfalls in einem Dashboard anzeigen, sowie im Userprofil speichern. Neben der Entwicklung der einzelnen Berechnungsschritte wurde eine valide Datenquelle benötigt, um realistische Ergebnisse zu liefern. Hierzu wurde eine Drittanbieter-API eingebunden und funktional ergänzt, um stets aktuelle Werte berechnen und ausgeben zu können. Der gemeinsam von allen Usern genutzte Markt der Möglichkeiten, benötigte von Beginn an eine sinnvolle und organisierte Architektur des Codes, die seine weitreichenden Funktionen abdeckt. Damit sämtliche User – Bürger:innen, Unternehmen, Vereine und Institutionen – diese offene Datenbank mit Texten und Bildern füllen können, musste genau festgelegt werden, wie eigene CO2-Einsparwirkung für den Klimaschutz geteilt werden sollen. Nur so können User in der App ihre Erfolge bilanzieren und diese optional öffentlich darstellen.
Lösung:
Um den Herausforderungen optimal zu begegnen, setzten wir im Backend auf Strapi, ein auf NodeJS basierendes Headless CMS, welches die Möglichkeit bietet, das Datenmodell auf einem sehr einfachen und effizienten Weg im Verlauf des Projektes abzustimmen und zu jedem Zeitpunkt weiterzuentwickeln. Headless CMS sind nicht fest mit einem Frontend verknüpft, sondern ermöglichen über Schnittstellen, in diesem Fall mittels GraphQL, die Kommunikation mit einer oder auch mehrerer Frontend-Applikationen. So können bspw. sowohl eine iOS-App, als auch eine Android-App und die Website-Version der Anwendung auf ein und dasselbe Backend zugreifen. Nicht nur technisch, sondern auch optisch ist jede Frontend-Applikation auf die jeweiligen Spezifika optimiert.
Für die Umsetzung dieser Frontend-Applikationen wählten wir hier Capacitor in Verbindung mit GatsbyJS, um ein Multiplattform-Projekt basierend auf React aufzubauen. Somit steht sowohl für die Web-Applikation als auch die mobilen Apps die gleiche Frontend-Struktur zur Verfügung, was eine simple Übersetzung des Codes auf allen drei Plattformen (Webseite, iOS App und Android App) ermöglicht. Effektiv musste für drei Plattformen also nur einmal Code geschrieben werden. Dieser kann zentral verwaltet werden, was die Entwicklungszeit stark reduzierte, und auch zukünftig die Wartung vereinfacht und schneller auf sich verändernde Anforderungen reagieren lässt.
Innerhalb des Projekts wurden die folgenden, zuvor festgelegten Meilensteine in zweiwöchigen Sprints zügig und zielgerichtet umgesetzt:
Kick-Off: Detaillierte Besprechung des Projektplans und des Entwicklungskonzepts
Anforderungsanalyse: Finalisierung des Entwicklungskonzepts und Vorbereitung der User Stories
Design Mockup/Click Dummy: Erarbeitung, Abstimmung und Finalisierung der Design-Entwürfe für die Darstellung der App unter Verwendung der TailwindCSS-Bibliothek
Accounts: Implementierung von Erstellen und Bearbeiten von Userprofilen
CO2-Rechner: Auswahl des Anbieters Climatiq als beste API-Lösung für die benötigten Daten zur Fußabdruck-Berechnung, individuelle Erweiterungen in der Datenbankverbindung für gewünschte Funktionen -** Markt der Möglichkeiten:** Entwicklung der Funktionen, um verschiedene Maßnahmen als Beiträge samt Beschreibung und Bild in einem eigenen Bereich der Anwendung öffentlich zu teilen
Chat: Ermöglichung von privater Kommunikation zwischen den Usern
Website: Neben der UX-orientierten Nutzeroberfläche, die für die Webansicht konzipiert wurden, wurden auch die Funktionen der mobilen App übernommen -** Feinschliff:** Finale Überarbeitungen und Tests
Release: Anmeldung in den App-Stores (Apple App Store & Google Play Store) und Veröffentlichung der Website
Durch die Nutzung von Open-Source-Technologien zeichnet sich die Anwendung außerdem für die Bezeichnung „nachhaltig entwickelt“ aus: Der Kunde besitzt durch die frei verfügbare und gut dokumentierte Open-Source-Basis mehr Freiheit, Flexibilität und Kontrolle über die Softwarelösung. Der Einsatz trägt außerdem dazu bei, langfristig die Entwicklungs- und Instandhaltungskosten zu senken, sowie die Sicherheit und Qualität der entwickelten Software zu verbessern. Schon alleine, weil keine Lizenzkosten gezahlt werden müssen, aber auch weil die Open-Source-Community die verwendeten Technologien stetig und schnell weiterentwickelt.
Elementar für die erfolgreiche Zusammenarbeit war unser Fokus auf Agilität. Diese machte sich nicht nur in der technischen Umsetzung und dem einhergehenden Projektmanagement nach Scrumban bemerkbar, sondern insbesondere in der ausführlichen und vollständigen Dokumentation, die sämtliche Informationen zu Anwendung, Technologien und Projekt sammelte, zusammenführt und überblicken lässt. Zwischen den Sprints fanden regelmäßige Meetings mit Verantwortlichen des Landkreises statt, in denen Feedback zum aktuellen Entwicklungsstand aufgenommen und der nächste Sprint angekündigt wurde. So konnten wir über die gesamte Projektlaufzeit eine kontinuierliche Weiterentwicklung ohne Blocker oder Pausen gewährleisten und die gewünschten Funktionalitäten unter den nötigen Rahmenbedingungen vollständig umsetzen.
Ergebnis:
Nach finalen Ergänzungen, die wir auch nach Release flexibel umsetzen konnten, wurde dem Kreis Soest die umfassende Anwendungslandschaft übergeben und von uns auf Heroku (powered by Salesforce) in Betrieb genommen. Sowohl als mobile als auch Web-App können nun Klimaschutzbegeisterte aus dem Landkreis zusammenkommen und sich getreu dem Sinne einer „Allianz“ vernetzen, austauschen, inspirieren und informieren. Die von uns entwickelten Kernfunktionen bilden dabei:
CO2-Rechner: Angaben zu den fünf Themenfeldern tägliche Mobilität, Reisen, Wohnen, Konsum und Ernährung werden aufgenommen und so ein individueller CO2-Fußabdruck ermittelt.
Dashboard: Nach der initialen Berechnung des CO2-Fußabdrucks sieht ein User seinen CO2-Wert im Dashboard. Zusätzlich zeigt das Dashboard den Mittelwert sowohl der User in der Heimatgemeinde, als auch den des Kreises Soest an. Hier kann die Fußabdruck-Berechnung monatlich erneut durchgeführt werden.
Markt der Möglichkeiten: Alle User, egal, ob Privatperson, Unternehmen oder Organisationen, können Informationen zu Klimaschutzmaßnahmen in relevanten Bereichen als Beiträge teilen. Zusätzlich können sie auch Maßnahmen, die andere User eingestellt haben, einsehen und außerhalb der Anwendung auf verschiedenen Kanälen teilen.
Chat: User können über den Markt der Möglichkeiten oder die Suchfunktion andere User in Kontaktlisten speichern und Nachrichten austauschen.
Profil: Der User kann Informationen über sich oder seine Organisation jederzeit hinzufügen, anpassen oder löschen.
Mit diesen und weiteren vielseitigen Funktionen trägt die App fokussiert zur Bewusstseinsbildung für Klimaschutz bei und etabliert das Thema als gesamtgesellschaftliche Aufgabe. Die App etabliert einen einfachen Einstieg und Überblick in das Thema Klimaschutz und zum regionalen Status Quo, vernetzt Klimaschutzbegeisterte und -interessierte. Insbesondere der knifflige Einbau einer externen API als Datenquelle für den CO2-Rechner, den wir gemeistert und den individuellen Anforderungen entsprechend erweitert haben, verbessert die Datenlage zur Klimaschutz-Zielerreichung für die Kreisverwaltung enorm. Im Vordergrund stehen dabei bspw. die Daten zum Ökostrombezug oder der CO2-Kompensation, deren Freigabe zur Analyse von den Usern selbst gegeben werden kann, aber nicht vorausgesetzt ist. Hiermit sollen im nächsten Jahr die Entwicklungen des CO2-Verbrauchs im Landkreis Soest genauer erfasst, ausgewertet und bewertet werden, um zu kontrollieren, ob die Ziele des Klimaschutzkonzepts erreicht werden. Basis für die positive Zusammenarbeit war die Offenheit und Kommunikation beider Seiten, mit welcher wir den Entwicklungsprozess erfolgreich, reaktiv und flexibel gestalten konnten.
„Das Team der WeAreGroup GmbH hat uns eine ansprechende & gut funktionierende App zur Bestimmung des individuellen CO2-Fußabdrucks mitsamt eines Marktes der Möglichkeiten für viele individuelle Klimaschutzmaßnahmen erstellt,“ so Frank Hockelmann, Klimaschutzmanager und Projektleiter auf Seiten des Kreises Soest. „Der Entstehungsprozess wurde dabei mit guten Ideen und Vorschlägen begleitet, während die Zusammenarbeit stets sehr freundlich und auf Augenhöhe war.“
Ausblick:
Die KlimaAllianz-App des Kreises Soest bietet vielfältige Möglichkeiten für Weiterentwicklung und Verbreitung: Zum einen könnte die jetzige Version als Basis für ähnliche Konzepte in anderen Landkreisen, Bundesländern oder Nationen dienen, um die Vorteile auf einer höheren Ebene zu nutzen. Zum anderen könnte die jetzige Code-Basis erweitert und umfassende Funktionen wie die Einbindung von lokalen Klimaschutzprojekten, Fokus-Community-Gruppen für bestimmte Themen, Vernetzung mit nachhaltigen/regionalen Unternehmen oder auch Gamification-Ansätzen zum kontinuierlichen Fokus des Klimaschutzes ergänzen. Durch unsere maßgeschneiderte Entwicklung ist die Erweiterung und Anpassung der Anwendung jederzeit problemlos möglich.